Mit Wehmut, aber vor allem mit großer Dankbarkeit verabschiedet sich Beate Borgmann in den Ruhestand. 24 Jahre lang hat sich die 64-Jährige mit beeindruckendem Engagement in der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) eingebracht, zuletzt als Leiterin der Beratungsstellen in Dorsten und Marl. Künftig wird Marina Völkel, die seit mehr als drei Jahren die Beratungsstelle in Recklinghausen leitet, die drei EFL-Beratungsstellen im Kreis Recklinghausen verantworten.
„Menschen in belastenden Lebenssituationen zu begleiten, das hat mich von Anfang an gereizt“, sagt Borgmann rückblickend. 1997 begann sie ihre Ausbildung zur EFL-Beraterin, ab 2011 leitete sie die Beratungsstelle in Dorsten, ab 2018 auch die in Marl. Ihre Arbeit war geprägt von Empathie, Fachlichkeit und einem tiefen Verständnis für die Herausforderungen des Lebens. „Es berührt mich immer wieder, wie Menschen ihre Krisen bewältigen und neue Wege finden – trotz brüchiger Übergänge, Einsamkeit oder psychischer Erkrankungen“, erzählt die vierfache Mutter.
Die Coronapandemie habe viele Probleme verschärft, aber auch zu einem offeneren Umgang mit psychischen Belastungen geführt. „Psychische Themen sind aus ihrer Nische herausgetreten“, sagt Borgmann. Gleichzeitig beobachtet sie eine Überforderung durch die Informationsflut im Internet und den ständigen Vergleich über Social Media. „Die Sehnsucht nach echten Beziehungen und Orientierung bleibt, auch wenn sich die Formen des Miteinanders verändern.“
Die EFL sei ein äußerst hilfreiches Angebot für Menschen, die ihre Probleme angehen und an sich und ihren Beziehungen arbeiten wollen. „Davon profitieren auch die Kinder der Paare, die auch Eltern sind, denn eine gute Beziehungskompetenz bedeutet auch eine verbesserte Erziehungsfähigkeit“, betont Borgmann und fügt hinzu: „Wegen der schlechten psychotherapeutischen Versorgungslage sind wir manchmal auch eine Zwischenstation für Menschen, die einen Therapieplatz suchen.“ Doch auch die Beratungsstellen stießen an ihre Grenzen. „Die Nachfrage für Beratung steigt, aber durch Sparprozesse und damit verbundene Stundenkürzungen können wir sie kaum noch bedienen“, ergänzt Marina Völkel.
Völkel kennt die Beratungsstellen gut: „Wir arbeiten seit Jahren als Kreisteam zusammen. Die Standorte in Dorsten, Marl und Recklinghausen bleiben weiterhin verlässlich für die Menschen da.“ Die übergreifende Vernetzung etwa mit Jugendämtern und anderen Partnern sei ein großer Gewinn für die Ratsuchenden. Und sie betont: „Ich sehe es als große Verantwortung und zugleich als sinnvolle Aufgabe, Menschen in schwierigen Lebensphasen zu begleiten. Die EFL bietet einen geschützten Raum, in dem sie sich öffnen und neue Perspektiven entwickeln können. Das ist für mich zutiefst erfüllend.“
Für Beate Borgmann beginnt nun ein neuer Lebensabschnitt. Sie freut sich auf mehr Zeit für sich, mit ihrer Familie und mit Freunden sowie auf Reisen mit dem Camper. „Es steht nichts Großes an, aber es ist schön, einfach mehr Zeit zu haben.“ In ihrer Pfarrei bleibt sie weiter ehrenamtlich aktiv unter anderem im Pfarrleitungsteam und im Pfarreirat.
Offiziell verabschiedet wird Beate Borgmann am Freitag, 31. Oktober, in der Familienbildungsstätte Dorsten-Marl.
Michaela Kiepe, Bistum Münster




